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Von "Zwielicht", dem deutschen Horrormagazin, liegt seit März 2024 die zwanzigste Buchausgabe vor. Die Herausgeber Michael Schmidt und Achim Hildebrand haben zwanzig Beiträge auf rund 360 Seiten zusammengefasst, die den Lesern eine Gänsehaut bescheren werden.
"Zwielicht 20": das sind Horror-Erzählungen, unheimliche Phantastik, dämmriges Licht und verschwommene Konturen. Die Realität hat einen Riss. Aus ihr heraus treten die unterschiedlichsten Geschichten: zum Nachdenken anregend, beängstigend, erschreckend.
Unsere Lesetipp: (Werbung) "Zwielicht 20" liegt nicht nur als Taschenbuch vor, auch eine gebundene Ausgabe wurde herausgegeben. Die Anthologie gibt es selbstverständlich auch als E-Book-Version.
Der Beat war perfekt. Vor allem laut. Die Gäste zahlreich, ausgelassen und durstig. Zane lehnte sich in den Polstern seiner schwebenden VIP-Plattform zurück und sah den Tänzern zu. Schwarzlicht ließ Zähne und Tattoos erstrahlen. Es fing sich im zarten Flügelschlag der Libellenmädchen auf ihren Podesten, blitzte auf den scharfen Krallen der Wild Girls.
Das Nox war der angesagteste Club der Stadt. Hier war es immer voll. Und seit Zane gestern den Jubiläumsball ausgerufen und die Preise aller Drinks um fünfzig Prozent reduziert hatte, konnte man selbst auf dem größten Floor kaum noch treten. Die Luft stand still vor Hitze. Sie knisterte vor Leidenschaft und Leichtsinn, war durchtränkt von Abgründen, Liebesschwüren und schlecht gehüteten Geheimnissen.
Normalerweise nutzte Zane Events wie dieses, um sich nach neuen Business-Gelegenheiten umzuhören. Mit kybernetisch verbesserten Ohren blendete er Bässe aus, lauschte brisanten Gesprächen. Er folgte den Bewegungen gut betuchter Kunden mit seinen aufgerüsteten Falkenaugen, plante, sammelte Informationen, knüpfte Kontakte.
Heute Nacht allerdings stand ihm der Sinn nach etwas anderem. Besser gesagt: nach jemand anderem. Das Mädchen in Gold hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, seit sie den Club gestern zum ersten Mal betreten hatte. Ihre selbstbewusste Unschuld, ihr offenes Lächeln, ihr kurzer gemeinsamer Tanz hatten ihn gepackt. Und als sie Schlag Mitternacht ohne jede Erklärung abgehauen war, hatte sie ihm endgültig den Kopf verdreht. Zane begegnete nicht oft Frauen, die es ihm schwer machten – dabei ging er so gern auf die Jagd.
Er schloss die Finger um den Steuerknauf, und die VIP-Plattform schwebte höher. Zwei Meter unter der Decke war nicht nur die Luft besser. Von hier oben reichte Zanes Blick auch bis zum Eingangsbereich mit der pink ausgeleuchteten Garderobe. Wenn das Mädchen in Gold zurückkam, konnte er sie nicht verpassen.
Er würde zu ihr gehen, sie umgarnen, ihr einen Drink anbieten ... Zwei Abende hintereinander konnte sie kaum ablehnen, nicht wahr? Schon gar nicht vom Clubbesitzer persönlich. Sie würden trinken, lachen, tanzen und dann ... Das Mädchen würde ihm gehören. Zumindest für eine Weile. Er schmeckte schon beinahe ihre Erdbeerlippen.
Ein konzentrierter Gedanke, ein Blinzeln, und sein Sichtfeld schaltete sich um. Die Gäste wurden zu orangeroten Hitzesignaturen, ihre Waffen zu hellblau blinkenden Warnlichtern. Viele waren heute nicht hereingeschmuggelt worden. An der Bar trug jemand eine Klinge im Stiefelschaft. Auf der Tanzfläche hatten zwei, drei Leute kybernetische Pistolenläufe unter der Haut verborgen. Das Nox mochte eine pazifistische Sicherheitspolitik vertreten, aber Zane hatte nie darauf bestanden, sie auch umzusetzen. Bewaffnete Menschen führten oft die interessantesten Gespräche.
Noch ein Blinzeln und die Welt kehrte zu ihrem normalen Antlitz zurück. Gerade betrat ein ganzer Pulk von Gästen den Club. Und ganz hinten ... Ja, tatsächlich! Sie kam allein. Trotzdem wirkte sie alles andere als verloren. Wie eine professionelle Tänzerin drückte sie den Rücken durch. Dunkle Locken ergossen sich über ihre bloßen Schultern und das pinkfarbene Licht der nahen Garderobe verlieh ihrem kurzen, goldenen Kleid einen warmen Glanz. Zum Anbeißen. Zielgerichtet wanderte ihr Blick durch den Raum bis hinauf zu Zane. Dort blieb er hängen. ...
Hier noch einmal zur Bestellmöglichkeit: (Werbung) Das Horrormagazin "Zwielicht 20".
Das Titelbild für die 20. Ausgabe des Magazins "Zwielicht" wurde wiederum von Björn Ian Craig entworfen. Außerdem sind Illustrationen von Frank G. Gerigk enthalten. Viel mehr Informationen und Buchvorstellungen bietet der Herausgeber Michael Schmidt auf seinem Blog "Der Ernstfall".
Horrorgeschichten in "Zwielicht 20":
Julia A. Jorges – Zwischen zwölf und Mittag
Nele Sickel – Ein Mädchen in Gold mit Schuhen aus Glas
Silke Brandt – Die Burg über den Rheinwüsten
Ina Elbracht – Mein wunderschöner Supermarkt
Nikolaus Schwarz – Wer glaubt schon an Hexerei
Moritz Boltz – Der Tschonk
Maximilian Wust – Salz, Glas und Silber
Timothy Granville – Einige unlängst gestiftete Objekte
Christian Blum – Der Arhang
Lena Marlier – Schnee
Ansgar Sadeghi – Geliebte Schwester
Karin Reddemann – Roter Regen
John Martin Leahy: In Amundsens Zelt
Algernon Blackwood – Hass auf den ersten Blick
Max P. Becker – Die Hypnose
Arthur Machen – Die Geschichte des Sergt Richard Haughton und was ihm an der Somme widerfuhr
Yvonne Tunnat – Der Hotelflur
Sascha Dinse – Lethe
Textbeiträge in "Zwielicht 20":
Karin Reddemann – Märtyrer, Schlampertoni und der Heilige Bimbam
Michael Schmidt – Die Kurzgeschichten beim Vincent Preis
© Horror-Erzählungen und unheimliche Phantastik "Zwielicht 20": Den Herausgebern sowie den beteiligten Autoren danken wir herzlich für diese Leseprobe und das Coverbild, 04/2024.
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